„Das Central ist nämlich kein Caféhaus wie andere Caféhäuser, sondern eine Weltanschauung.“
(Alfred Polgar)
Alfred Polgar (1873 – 1955), Wiener Dramatiker und Essayist, beschrieb in seiner „Theorie vom Café Central“ besonders fulminant das Wesen und Sein der „Centralisten“. Also der Stammkunden des Café Central. Und es gab einige Berühmtheiten, die diesen Hort der Ruhe/Unruhe, der Zigarren, des Kaffees, des Schachspiels und des Billardspiels als ihre Heimat ansahen.
An heißumkämpften Stammtischen hielten sie Hof: Der Polgar, der Loos, der Werfel, der Hofmannsthal, der Altenberg, der Musil, der Kraus, der Kuh, der Schnitzler, der Zweig und nicht zuletzt auch der eine oder andere Revoluzzer – Trotzki, Lenin und Stalin.
Wie Alfred Polgar so passend beschreibt: „Ein richtiger Centralist, der, in sein Kaffeehaus gesperrt, die Empfindung hat, ins raue Leben hinausgestoßen zu sein, preisgegeben den wilden Zufällen, Anomalien und Grausamkeiten der Fremde.“ „Das Café Central liegt unterm Wienerischen Breitengrad am Meridian der Einsamkeit. Seine Bewohner sind größtenteils Leute, deren Menschenfeindschaft so heftig ist wie ihr Verlangen nach Menschen, die allein sein wollen, aber dazu Gesellschaft brauchen.“
Diese Aura des intellektuellen Hochgefühls zog natürlich auch die Damenwelt magisch an. Und so wurde sicher das eine oder andere Herz gebrochen. Ganz sicher das von Peter Altenberg, der Lina – Ehefrau von Adolf Loos – geradezu abgöttisch angebetet hat.
Wurde nicht heftig debattiert, spielte man Schach. Und zwar auf höchstem Niveau! Alfred Polgar war eine gefürchtete Größe und Leo Trotzki (alias „Herr Bronstein“!) zu schlagen, war eine unglaubliche und daher seltene Ehre.
Peter Altenberg ist dem Café Central bis heute erhalten geblieben. Wenn auch nur als Pappmaché-Figur. Nichtsdestotrotz sitzt er gleich beim Eingang des Cafés und blickt etwas grimmig aber doch neugierig auf die eintreffenden Gäste.
Ebenso berühmt wie seine ehemaligen Stammgäste war der Herr Jean, eigentlich Johann Czerny, seines Zeichens Ober im Central. Er wusste alles von allen. War aber verschwiegen. Und half dem einen oder anderen Centralisten mit dem so schnöden Mammon aus. Aber nur, wenn man „wer war“. Schließlich war er ja selbst auch „wer“.
So vieles gäbe es zu erzählen, doch kommen wir doch mit den Worten Alfred Polgars zum Abschluss: „Es ist ein Caféhaus, nehmt alles nur in allem! Ihr werdet nimmer solcher Örtlichkeit begegnen.“